AD ASTRA Junkers Seaplane F.13, 1929 1:72 von Revell |
Geschichte:
Die Junkers F.13 war das allererste Ganzmetall-Passagierflugzeug der Welt. Der Erstflug war am 25. Juli 1919. Die Kabine bot Platz für vier Personen und 2 Piloten. Die Piloten sassen im Freien, gut geschützt von Wind und Wetter. Die Flugzeuge waren äusserst robust und sehr beliebt, man fand sie über den ganzen Erdball verstreut in verschiedenen Ausführungen.
Die junge Schweizer Fluggesellschaft AD Astra setzte diverse Maschinen von 1921 bis 1929 ein. Diese waren mit einem Fahrwerk oder wahlweise mit Ganzmetall-Schwimmern einsetzbar. Die Schwimmer liessen sich mit geringem Aufwand befestigen. Flugplätze erwiesen sich nach dem Ende des 1. Weltkrieges als ein rares Gut, zudem lagen rund um den Erdball viele Metropolen am Wasser.
So entstanden auch in der Schweiz ab 1921 verschiedene Wasserflugbasen am Zürich, Vierwaldstätter, Luganersee und Lago Maggiore. Typisches Merkmal der seetüchtigen Variante der F.13 war das vergrösserte Seitenleitwerk. Diese Version benötigte eine 400 Meter Startstrecke auf dem nassen Element, bevor sie ihre Abfluggeschwindigkeit von 110 Std/km erreichte.
Nach einer Pause von 8 Jahren nahm man im Sommer 1929 wieder Personenrundflüge auf Schweizer Gewässern auf. Nach der Sommersaison 1929 baute man die F.13 wieder auf Fahrwerk um und das Abenteuer auf Schweizer Seen war unwiderruflich abgelaufen.
Quelle: Alle 3 Bilder ETHBIB Bilderarchiv Zürich
Technische Daten:
Spannweite: 17.75m
Länge : 9.60m
Höhe: 4.10m
Motor: wahlweise BMW IIIa 185
Mercedes D IIIa 165 PS
Junkers L2 265 PS
Junkers L5 310 PS
Rüstgewicht: 1350 kg, Zuladung 780kg, Startgewicht 2200kg
Höchstgeschwindigkeit: 189km/h
Reisegeschwindigkeit: 160km/h
Landegeschwindigkeit: 85km/h
Startrollstrecke: 190m
Landestrecke: 150m
Dienstgipfelhöhe: 4000m
Besatzung: 2 Mann, Passagiere 4
Das Modell:
Das Modell von Revell in 1:72 stammt aus dem Jahre 2006 und war eine Wiederauflage von 1994. Der Spritzguss besteht aus silbrigen Gussästen, dicken Klarsichtteilen und einem Decal. Man kann die F.13 mit einem Fahrwerk oder mit Schwimmern ausrüsten. Ich entschied mich für Schwimmer, da das Modell damit attraktiver ausschaut. Gebaut habe ich nach der Bauanleitung, wobei ich viele Inneneinrichtungen in Scratchbauweise nach Bildern nachgebaut habe. Meine Liebe galt der Ad Astra, die Fotos und Literatur habe ich aus Büchern und dem Internet recherchiert und zusammengetragen.
Zusammenbau:
Um in der Kabine das Stoffmuster nachzubilden wurden Seitenwände mit einem Oel-Filterflies beklebt. Auf der linken Seite wurde der Rumpf aufgeschnitten und die Türe neu hergestellt. Den Rückwandsitz habe ich ergänzt, Ablagen, Taschen und Fächer hinzugefügt. Die Rumpfstruktur im offenen Cockpit ist mit Evergreen-Streifen nach Fotos nachgebildet.
Der schöne BMW IIIa Motor stammt von einem Roden Fokker VII Bausatz und wurde eingepasst. Der Auspuff ist aus Plastiksheet und einem Metallrohr neu hergestellt. Die Motorhaube habe ich abgesägt, dünner geschliffen und Streben eingebaut. Die Klappenscharniere sind aus Metallrohren gebaut. Das Brandschott wurde neu erstellt, Den Propeller habe ich mit einem Naben-Ätzteil von Eduard ergänzt.
Der Flügel ist auf der Innenseite bei den Streben-Aufhängungen verstärkt worden. Die Seiten- und Höhenleitwerke sind mit Einschlag ausgebildet und der Schwimmer fertig zusammengebaut. Wenn das Modell nicht auf einem Diorama zu stehen kommt, empfiehlt es sich, in den Schwimmern Gewicht einzubauen, damit das Modell im Endzustand nicht zu fest nach hinten kippt.
Bemalung innen:
Grundiert mit Gunze Surfacer 1000, Stoff Innenseite beige Gunze H318, Cockpit, Motorraum, Schwimmer und Haube Alclad II Aluminium, danach Tamiya mattschwarz XF1. Sitze und Polster mit Pinsel bemalt, Vallejo 70.984, Oelwash Windsor & Newton Burnt Umber. Steuerrad AK 781, Armaturendecals aus dem Bausatz, Ergänzungen mit Pinsel nachgezogen. Vorhänge Vallejo 957 & 812 1:1. Kabinenboden AK 782, danach Oelwash. Sitzgurten Eduard WW2 deutsche Luftwaffe. Cockpit zusammengebaut, Sitze eingeleimt, Klarsichtteile montiert und Seitenwände verklebt.
Motor und Propeller:
Der Motor wurde mit Alclad II Aluminium lackiert. Kleinteile, wie Leitungen und Streben mit Tamiya Gold, Kupfer und schwarz hervorgehoben, danach teilweise mit Glanzlack versiegelt. Darüber kam ein Oelwash mit Burnt Umber. Der Motor wurde vor dem Zusammenbau der Seitenteile eingeklebt. Der schwarze Stift unter dem Motorenblock dient als Stütze bei der Positionierung und ist nach dem Einbau nicht mehr sichtbar. Der Propeller erhielt Gunze H318, dann die Lamellen maskiert mit Tamiya Klebeband 0.75mm, lackiert mit Mahagoni Vallejo 846, Holzmaserung quer mit Farbstift Caran D’Ache braun aufgetragen, darüber ein Mix aus Tamiya Clear X-26, X24 und Vallejo 984. Glanzlack über alles.
Rumpf- und Flügelmontage:
Das Kabinendach ist nach der Montage verspachtelt und die Wellblechstruktur vorsichtig nachgeritzt worden. Der Rumpf wurde an die Flügelkontur angepasst, verleimt und das Höhen- und Seitenleitwerk ebenfalls montiert. Grössere Spalten sind mit Evergreen Streifen ausgefüllt worden. Die Ober und Unterseite erneut kontrolliert, verspachtelt und wo nötig sauber nachgraviert. Diese Arbeit verzeiht keine Fehler, nach dem Alclad Alulack sieht man jeden kleinen Schnitzer.
Bemalung aussen:
Grundiert mit Gunze Mr. Finisher schwarz, 50:50 verdünnt mit Mr Color Thinner. Danach eine erste Schicht mit Alclad II Alu lackiert, poliert, darüber Alclad II White Alu lackiert. Die Front wurde maskiert und zusammen mit der Unterseite schwarz XF1 lackiert.
Die Sektionen für die Immatrikulation auf dem Flügel und Seitenleitwerk wurden abgeklebt, mattweiss XF2 lackiert und mit nach Vorlage produzierten Maskierfolien von MC One abgeklebt. Wichtig ist es hier, die Folien sauber an die Wellblechstruktur anzupassen. Darüber kamen mehrere Schichten rot Revell 330 SM und Testors 1503 E gloss, im Verhältnis von ca. 2:1. Zum Schluss kam beim Motor und Rumpf ein Glanzlack, auf der Unterseite und beim Schwimmer ein Seidenglanzlack zur Anwendung. Die Zahlen am Rumpf wurden ebenfalls mit Maskierfolien abgedeckt und schwarz auflackiert.
Decalmontage:
Leider ist mir das rot auf den Flügeln ein wenig unterlaufen und so war ich gezwungen, die klobigen Decals aus dem Revell-Bausatz über die lackierten Zahlen und Buschstaben zu kleben um einen scharfen Verlauf zu bekommen. Diese Arbeit hat mich schlussendlich gerettet und man sieht den Kunstgriff von blossem Auge kaum noch.
Vor der Schwimmermontage habe ich die bestellten Decals von MC One aufgebracht. Zuerst wurde der Untergrund mit Gunze Glanzlack vorbereitet. Die Schriftzug-Decals „AD ASTRA ZÜRICH“ sind auf dem Alps Drucker hergestellt und superdünn. Sie lassen sich perfekt verarbeiten und positionieren. Mit Hilfe von Microset und Microsol passen sie sich optimal an die Wellblechstruktur an. Vorsicht ist beim andrücken geboten, die Decals neigen schnell zum Reissen oder rollen. Die Deckkraft vom Weiss ist hervorragend. Die restlichen, wenigen Decals sind vom Bausatz entnommen.
Schablone für Schwimmermontage:
Für die Schwimmermontage habe ich mir zwischendurch eine Kartonschablone hergestellt, die wie eine Helling funktioniert. Dabei liegt die F.13 auf dem Rücken und sitzt fest in der Schablone. Nun lässt sich der Schwimmer mit seinen vielen Streben mit viel Geduld ausrichten und Schritt um Schritt ankleben. Dabei kann man immer wieder die Winkel und Abstände kontrollieren. Die Verleimung erfolgte über mehrere Tage. Dabei wurden die provisorisch, mit Weissleim eingeklebten Splinten entfernt und die vielen Streben Schritt für Schritt mit Plastikleim angeklebt. Zum Beschweren habe ich mich mit passenden Gewichten beholfen.
Schlussmontage:
Zu guter Letzt wurden Kleinteile wie Halte- und Türgriffe, Motorhaube, Antenne, Passagiertüre, Bügelleitern angebracht und der Propeller aufgesteckt. Die Cockpit-Windschutzscheiben aus dem Bausatz sind dünner geschliffen, nachpoliert und mit Future versiegelt worden. Die Abriebspuren auf den Schwimmern sind dezent mit Silber und durch leichtes abkratzen von schwarz erzielt worden. Ein punktueller, schwarzer Panelwash mit MIG PLW Black Night 1611 rundete das Washing ab.
Für mich hat der Bausatz viele Möglichkeiten geboten um das Modell aufzuwerten. Der Aufwand hat sich gelohnt, es ist ein gelungenes und tolles Modell entstanden, in das sich die Zeit und Mühen mit den vielen Verfeinerungen gelohnt hat. Im nächsten Baubericht seht ihr das Entstehen des Wasserdioramas zur F.13.
Bruno Schneider, IPMS SG, August 2020